Proteste gegen die Elterngeneration und deren Aufarbeitung der NS-Vergangenheit
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Nazi-Vergangenheit in der BRD - Die Sünden unserer Väter
Im Gegensatz zu den anderen Staaten, in denen es 68er-Bewegungen gab, hatten die Deutschen 68er mit der NS-Vergangenheit ihrer Eltern zu kämpfen. Es gab zwar nach dem Krieg eine Entnazifizierung, dennoch waren viele hochrangige Ämter durch Personen aus der NS-Zeit besetzt. Hierbei sind vor allem der damalige Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger und Bundespräsident Heinrich Lübke zu nennen. Dies sorgte bei den auf Demokratie und Mitbestimmung versierten 68ern für große Sorgen - hatte die BRD doch erst seit 23 Jahren eine Demokratie. Die NS-Verbrechen wurden noch dazu gerade erst Anfang des Jahrzehnts durch den Eichmann-Prozess wieder in Erinnerung gerufen. Man hatte den Traum eines nazifreien, demokratischen Deutschlands, welchen man nicht aufgeben wollte.
Notstandgesetze
Nach der zunehmenden Radikalisierung der 68er-Bewegung - hierbei sind vor allem die Erschießung Benno Ohnesorgs und das Attentat auf Rudi Dutschke zu nennen sowie egelrechte Angriffe der 68er Bewegung auf den Springer Verlag- kamen Vorschläge Gesetzesänderungen der damaligen Regierung. Mit einer großen Koalition hatte man ein leichtes Spiel. Das Grundgesetz sollte um die Notstandsparagrafen ergänzt werden. Besonders der im Notfall mögliche Einsatz von Bundeswehr und Bundesgrenzschutz und der ebenfalls im Notfall zulässige Wegfall des Fernmeldegeheimnisses zog den Unmut der Jugend nach sich. Verknüpfungen von NotstandSgesetz auf NS waren ebenso so schnell gefunden wie die NS-Vergangenheit zahlreicher Politiker. Man forderte eine Art nachträgliche Entnazifizierung unter den Politikern und den führenden Köpfen der Wirtschaft. Um den Gesetzen Einhalt zu gebieten wurden Protestmärsche organisiert, vor allem der Sternmarsch auf die damalige Hauptstadt Bonn am 11.05.1968 ist zu erwähnen. Die Politik ließ sich davon allerdings nicht beeindrucken und verabschiedete am 30.05. die Notstandsgesetze.
Folgen der Notstandsgesetze
Für die 68er hatte sich nun einen ihrer schlimmsten Befürchtungen bestätigt: der Staat bekam autoritäre Züge, Studenten zogen Parallelen und wünschten auf Spruchbändern ein Frohes Neues 1933. Die Notstandsgesetze haben bis heute noch Bestand und wurden zum Beispiel bei großen Hochwässern sinnvoll eingesetzt, indem Bundeswehrsoldaten und Gerät zur Sicherung der Dämme eingesetzt werden können.
Spätfolgen für die 68er
Am 28.01.1972 wurde der Radikalenerlass verhängt. Mit dessen Hilfe wurde eine Einstellung von Personen verhindert, welche nicht die Grundwerte der Politik vertraten. Der Verweis wurde damals direkt auf die RAF gelenkt. NRW Ministerpräsident Kühn sprach wortwörtlich von: „Ulrike Meinhof als Lehrerin oder Andreas Baader bei der Polizei beschäftigt, das geht nicht.“ Allerdings hatte der Beschluss auch die Kehrseite, dass man Personen mit NS-Vergangenheit weiterhin unbehelligt ließ, während die links orientierten das Nachsehen hatten.
Durch die Zunehmende Radikalisierung geriet die NS-Vergangenheit wieder in den Hintergrund. Außerdem wurden die Proteste ausgeweitet, nicht nur der Vietnamkrieg Stand jetzt im Fokus sondern auch die Unterdrückung anderer Minderheiten, wie zum Beispiel den Palästinensern im nahen Osten, fand Beachtung. einer der Gründe ist sicherlich in den US-Hilfen für Israel zu suchen.
Rezeption in der Kunst
Außerdem zu erwähnen ist die Affäre um den damaligen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Hans Filbinger. Er war in der NS-Zeit als Marinestabsrichter tätig und hat dort auch Todesurteile gegen Fahnenflüchtige vollstrecken lassen. Seine Vergangenheit holte ihn durch einen Artikel im Spiegel ein. Eine besonders gelungene, wenn auch satirische Rezeption, findet sich in einem Werk des Heidelberger Künstlers Klaus Staeck. Es zeigt Filbinger in betender Pose, mit Sonnenstrahlen und der Kreuzigungsszene Christi im Hintergrund. Die Bildunterschrift zeigt in Fraktur: Seit 1933 pauselnlos in Sorge um deine innere Sicherheit Bild.
--Wegi68 (Diskussion) 16:25, 29. Apr. 2015 (CEST)