Frauenbewegung: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Bundesrepublik fiel nach dem zweiten Weltkrieg mit ihrem „Frauenleitbild wieder hinter die 1920er Jahre zurück“ (Karl, 2011, S.123). Im Zuge der 68er-Bewegung wurden jedoch soziale Normen hinterfragt und die Durchsetzung dieser kritisiert. Der Sozialistische Deutsche Studentenbund, das wichtigste Organ den Studierendenbewegung, bemühte sich zwar um gesellschaftliche Veränderungen, vernachlässigte aber die Belange von Frauen. „Dass sie [die Frauen] nicht wie ihre männlichen Genossen an Diskussionen, Kongressen und Veranstaltungen teilnehmen konnten, weil sie als Mütter andere Aufgaben zu erledigen hatten, wurde nicht als Problem erkannt“ (Karl, 2011, S.182). Als Konsequenz gründeten Frauen in Berlin den Aktionsrat zur Befreiung der Frau, dem weitere Gründungen in anderen Städten folgten. Mit dieser Gründung trennte sich die Frauenbewegung von der 68er-Bewegung ab und vertrat explizit weibliche Interessen.  
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Die Bundesrepublik fiel nach dem zweiten Weltkrieg mit ihrem „Frauenleitbild wieder hinter die 1920er Jahre zurück“ (Karl, 2011, S.123). Im Zuge der 68er-Bewegung wurden jedoch soziale Normen hinterfragt und die Durchsetzung dieser kritisiert. Der Sozialistische Deutsche Studentenbund, das wichtigste Organ den Studierendenbewegung, bemühte sich zwar um gesellschaftliche Veränderungen, vernachlässigte aber die Belange von Frauen. „Dass sie [die Frauen] nicht wie ihre männlichen Genossen an Diskussionen, Kongressen und Veranstaltungen teilnehmen konnten, weil sie als Mütter andere Aufgaben zu erledigen hatten, wurde nicht als Problem erkannt“ (Karl, 2011, S.182). Als Konsequenz gründeten Frauen in Berlin den Aktionsrat zur Befreiung der Frau, dem weitere Gründungen in anderen Städten folgten. Mit dieser Gründung trennte sich die Frauenbewegung von der 68er-Bewegung ab und vertrat explizit weibliche Interessen. Neben der Forderung, dass die Verantwortung für die Kindererziehung von der gesamten Gesellschaft und nicht nur von den Frauen getragen werden müsse, wurden auch straffreie Abtreibungen gefordert. Aus der Illegalität entstandene, unsachgemäß durchgeführte Behandlungen sorgten ohne die notwendige medizinische Betreuung für physische und psychische Schäden. Frauen, die ihre Schwangerschaft unterbrechen wollten, konnten dies nur in einer illegalen und gegebenenfalls gesundheitsgefährdenden Maßnahme vollziehen. Die Gründe für einen Protest liegen einerseits in der Illegalität und der damit verbundenen gesellschaftlichen Ächtung, andererseits aber auch in der damit verbundenen schlechten medizinischen Versorgung. Aus dieser Kritik resultierten auch die aufgestellten '''politischen Forderungen:''' Streichung des § 218, medizinische Betreuung für Frauen, die eine Abtreibung planen, die Übernahme der Kosten für die Maßnahme und der kostenlose Zugang zu Verhütungsmitteln. Die aufkommende Bewegung manifestierte sich in der am 06. Juni 1971 erschienen Ausgabe des Wochenmagazins ''Der Stern'', in der sich 374 Frauen des Straftatbestands der Abtreibung bezichtigten. Iniitiert wurde die Titelseite von Alice Schwarzer, der späteren Herausgeberin der Zeitschrift ''EMMA''. Schwarzer, eine „Symbolfigur des Feminismus in Deutschland“ (Karl, 2011, S.187), sorgte für ein ungeheures Medienecho und brach mit einem gesellschaftlichen Tabuthema.
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Version vom 16. Mai 2015, 11:57 Uhr

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Die Bundesrepublik fiel nach dem zweiten Weltkrieg mit ihrem „Frauenleitbild wieder hinter die 1920er Jahre zurück“ (Karl, 2011, S.123). Im Zuge der 68er-Bewegung wurden jedoch soziale Normen hinterfragt und die Durchsetzung dieser kritisiert. Der Sozialistische Deutsche Studentenbund, das wichtigste Organ den Studierendenbewegung, bemühte sich zwar um gesellschaftliche Veränderungen, vernachlässigte aber die Belange von Frauen. „Dass sie [die Frauen] nicht wie ihre männlichen Genossen an Diskussionen, Kongressen und Veranstaltungen teilnehmen konnten, weil sie als Mütter andere Aufgaben zu erledigen hatten, wurde nicht als Problem erkannt“ (Karl, 2011, S.182). Als Konsequenz gründeten Frauen in Berlin den Aktionsrat zur Befreiung der Frau, dem weitere Gründungen in anderen Städten folgten. Mit dieser Gründung trennte sich die Frauenbewegung von der 68er-Bewegung ab und vertrat explizit weibliche Interessen. Neben der Forderung, dass die Verantwortung für die Kindererziehung von der gesamten Gesellschaft und nicht nur von den Frauen getragen werden müsse, wurden auch straffreie Abtreibungen gefordert. Aus der Illegalität entstandene, unsachgemäß durchgeführte Behandlungen sorgten ohne die notwendige medizinische Betreuung für physische und psychische Schäden. Frauen, die ihre Schwangerschaft unterbrechen wollten, konnten dies nur in einer illegalen und gegebenenfalls gesundheitsgefährdenden Maßnahme vollziehen. Die Gründe für einen Protest liegen einerseits in der Illegalität und der damit verbundenen gesellschaftlichen Ächtung, andererseits aber auch in der damit verbundenen schlechten medizinischen Versorgung. Aus dieser Kritik resultierten auch die aufgestellten politischen Forderungen: Streichung des § 218, medizinische Betreuung für Frauen, die eine Abtreibung planen, die Übernahme der Kosten für die Maßnahme und der kostenlose Zugang zu Verhütungsmitteln. Die aufkommende Bewegung manifestierte sich in der am 06. Juni 1971 erschienen Ausgabe des Wochenmagazins Der Stern, in der sich 374 Frauen des Straftatbestands der Abtreibung bezichtigten. Iniitiert wurde die Titelseite von Alice Schwarzer, der späteren Herausgeberin der Zeitschrift EMMA. Schwarzer, eine „Symbolfigur des Feminismus in Deutschland“ (Karl, 2011, S.187), sorgte für ein ungeheures Medienecho und brach mit einem gesellschaftlichen Tabuthema.


Weitergehende Informationen: Auf der Internetpräsenz der Bundeszentrale für politische Bildung findet sich ein Überblick über die im Zuge der 68er Bewegung entstandene Frauenbewegung. Link

Quellen: Herve, Florence (Hrsg): Geschichte der deutschen Frauenbewegung. 7.Auflage. Köln: PapyRossa Verlag. 1998

Karl, Michaela: Die Geschichte der Frauenbewegung. Ditzingen: Reclam-Verlag. 2011